Weniger als ein Jahr nach unserem ersten Spiel in der deutschen Blindenfußballbundesliga ist uns ein richtiger Paukenschlag gelungen – wir konnten uns gegen deutschen Rekordmeister MTV Stuttgart einen Sieg feiern, etwas das in den letzten 3 Jahren nur dem amtierenden Meister aus St. Pauli gelungen ist.
Die Spieler und Betreuer umarmen sich nach dem Schlusspfiff, ein Kamerateam filmt sie dabei aus nächster Nähe – Foto: Florian Eib
Zum zweiten Spieltag der Bundesliga stand für uns ein richtiger Brocken am Programm, der deutsche Rekordmeister MTV Stuttgart. Auf dem Papier waren die Rollen ganz klar verteilt, insbesondere weil dieselbe Begegnung im letzten August mit einem klaren 7:0 für die Schwaben endete.
Das wir im letzten Jahr unheimlich viel gelernt haben war klar, dass wir derartig große Fortschritte gemacht haben hätten sich aber wohl die wenigsten gedacht. Eine Verstärkung für unsere Truppe war auch die Rückkehr von dem „Boss“ Mustafa Hosgören und Muhammed Öktem, die im Spiel unterschiedliche Rollen spielen sollten.
Die erste Halbzeit war hart umkämpft, wobei Stuttgart mehr Spielanteile hatte diese aber nicht in einen Torerfolg übersetzen konnten. Für unser Team kam nach vier Minuten die Hiobsbotschaft, unser Mittelfeldmotor Muhammed musste mit Kreislaufproblemen vom Spielfeld genommen werden und den Rest des Spiels bei den Sanitätern verbringen. Trotzdem hielten wir stark dagegen und konnten mit einer konzentrierten Defensivleistung das 0:0 in die Halbzeit bringen.
In der zweiten Halbzeit trauten wir uns etwas mehr zu, wodurch es zwischendurch zu einem Schlagabtausch kam. Kurz nach Wiederanpfiff wurden wir dann für unsere Konsequenz belohnt; Musti zeigte all seine Klasse im Zweikampf gegen zwei Verteidiger, spielte sich zentral vors Tor und zog aus kurzer Distanz von zentraler Position humorlos zum 1:0 ab.
Die logische Konsequenz unseres Treffers war ein Aufbäumen der Schwaben die ab diesem Zeitpunkt die Zügel fest in der Hand hielten. Chance um Chance wurde mit vereinten Kräften von Bettina, Paulin und Phi doch noch irgendwie im letzten Moment verhindert, wurde von Keeper Joe pariert oder ging knapp am Tor vorbei. Es war eine regelrechte Abwehrschlacht bei der die Spieluhr sich gefühlt nicht weiter bewegen wollte. Drei Minuten vor dem Ende kam dann der Schlag in die Magengrube. Ein kleiner Moment der Unstimmigkeit reichte dem mit deutschen Nationalspielern gespickten Team aus Stuttgart aus um doch noch den Ausgleich zu erzielen. 1:1 und der Sieg schien in den Händen zerronnen.
Die Unsere Gegner drückten weiter und brannten darauf das Spiel noch zu drehen. Kurze Momente der Nervosität machten sich breit, in den entscheidenden Momenten zeigte sich aber unser Kampfgeist und sämtliche Chancen verpufften. Wenige Sekunden reichte ein schneller Auswurf um Musti im gegnerischen Strafraum zu finden. Geistesschnell suchte er mit dem Rücken zum Tor den Abschluss mit der Ferse, der Keeper verhinderte diesen, berührte dabei aber den Ball außerhalb seiner Zone was nur eines bedeuten konnte: ein Penalty für uns 25 Sekunden vor dem Schlusspfiff.
Musti schoss flach in das linke Eck, der Keeper parierte gekonnt, konnte den Ball aber nicht halten. Nach einem kurzen Moment der Verwirrung schob Musti unter Bedrängnis vom herbeilaufenden Verteidiger den Ball an die rechte Innenstange, von wo er zu unserer unheimlichen Freude die Linie überquerte. 2:1!
Die letzten Sekunden gingen Ereignislos über die Bühne und was folgte war ein absoluter Freudenrausch bei allen Beteiligten. Wir sprangen, sangen und umarmten uns vor Freude – was für ein wunderschöner Moment. Das lies auch die Reisestrapazen, die unheimliche Hitze und den Ausfall von Mo in Vergessenheit geraten.